Lynch greift HP an

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HP hat in der vergangenen Woche eine Abschreibung in Höhe von 8,8 Milliarden Dollar auf den Buchwert des vor einem Jahr zugekauften britischen Suchspezialisten Autonomy vorgenommen, weil es sich vom damaligen Management der Briten getäuscht fühlte. Autonomy-Firmengründer Mike Lynch will das nicht auf sich sitzen lassen und geht in der Zeitung Telegraph zum Gegenangriff über: Er behauptet, mit HP eine Kooperation einzugehen sei so, „wie wenn man in ein Flugzeug einsteigt, in dem die Motoren brennen und wenn man ins Cockpit geht, prügeln sich die Piloten.“

Verschiedene HP-Abteilungen hätten nur Verkaufsprämien ausgezahlt, wenn die Vertriebsmitarbeiter Wettbewerber von Autonomy ins Spiel gebracht hätten: „Die Verkaufskommissionen sind für Vertriebler entscheidend und die Resultate kann man sich vorstellen“, so Lynch. Lynch selbst hat sich fleißig an der Auseinandersetzung beteiligt und sich Grabenkämpfe mit Bill Veghte geliefert, weil beide die Führung der HP Software-Abteilung für sich beanspruchten.

HP wirft Autonomy jetzt unlautere Buchhaltungspraktiken vor. Diesen Vorwurf weist Lynch entschieden zurück. Er gesteht zwar zu, dass einiges nicht internationalen Standards entsprochen habe, das sei aber mit den Behörden abgeklärt gewesen. „HP ist bei uns mit 300 Leuten aufgekreuzt. Sie haben alles überprüft, aber nichts gefunden, weil es nichts zu finden gab.“

Nach seiner Darstellung sei Autonomy die finanzielle Bürde einiger anderer schwacher Zukäufe von HP aufgebürdet worden. „Sie versuchen verzweifelt, hier alles abzuladen, weil es ohnehin schon ein Desaster ist.“ Darunter waren nach seiner Darstellung Sparten mit negativem Wachstum, niedrigen Margen und erheblicher Bürokratie.

Die Integrität Lynchs wird nicht nur von HP in Zweifel gezogen, sondern auch von Oracle. Laut Oracle hat sich Autonomy selbst der Ellison-Company zum Kauf angeboten. Oracle sei wegen des absurd hohen Preises zurückgeschreckt. Lynch hat diese Offerte geleugnet, woraufhin Oracle in einer offiziellen Mitteilung verkündete. „Entweder hat Lynch ein schwaches Gedächtnis oder er lügt.“

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