Britischer Chip-Designer ARM wird japanisch

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Masayoshi Son (Bild: Wikimedia commons)

Softbank erwirbt den britischen Chip-Designer ARM für 27,95 Milliarden Euro, veröffentlicht stolz der japanische IT-Riese. Softbank-Gründer Masayoshi Son hat damit eine Firma gekauft, die ohne eigene Produktionskosten an nahezu jedem Smartphone Geld verdient.

Mit dem Kaufpreis legt Softbank rund 43 Prozent mehr als den letzten Aktien-Schlusskurs ARMs vom Freitag auf den Tisch. Das Geschäftsmodell von ARM will Softbank wie gewohnt weiterführen, für Anbieter von Chips und darauf aufbauender Hardware ändert sich nichts

Softbank kauft ARM (Bild: Softbank)Der Pressemitteilung (PDF) zufolge haben die Aufsichtsräte der beiden Firmen der Vereinbarung bereits zugestimmt. Den Beteiligten zufolge ist für die Akquisition keine kartellrechtliche Prüfung erforderlich. ARM soll nach Abschluss der Transaktion als eigenständiges Unternehmen weitergeführt werden. Außerdem will Softbank auch beim Management-Team keine grundlegenden Veränderungen vornehmen.

Dafür soll erheblich in den Ausbau des Geschäfts investiert werden: In den kommenden fünf Jahren soll zum Beispiel die Anzahl der ARM-Mitarbeiter in Großbritannien verfünffacht werden. Am bewährten, auf Partnerschaften basierenden Geschäftsmodell von ARM will der neue Eigentümer festhalten. Das Unternehmen wird also auch künftig Chiptechnologien entwickeln, die andere Firmen dann für die Produktion von Prozessoren – in erster Linie für den Einsatz in Mobilgeräten – dann lizenzieren.

Softbank ist als Käufer bekannt, wer vergleichsweise wenig in die übernommenen Firmen eingreift. Ein Grund dafür mag auch sein, dass die Investitionen nicht getätigt werden, um eigene Angebote weiterzuentwickeln oder neue zu schmieden, sondern oft einfach Geld in Firmen gesteckt wird, in denen man großes Wachstumspotenzial sieht, die aber nicht unbedingt komplementäre Ziele verfolgen.

In den vergangenen Jahren investierte Softbank etwa in den chinesischen Internetkonzern Alibaba, an dem ihm nun 20 Prozent gehören, kaufte das Japangeschäft von Vodafone (für 15 Milliarden Dollar) und erwarb eine Mehrheitsbeteiligung am US-Netzbetreiber Sprint Nextel (für 22 Milliarden Dollar) sowie dem im Mobilfunkbereich tätigen Großhändler Brightstat für 1,1 Milliarden Dollar.

Eine aus Sicht von Softbank besonders lohnende Investition war die in den finnischen Spieleentwickler Supercell im Jahr 2013: Damals wurden für 1,5 Milliarden Dollar 51 Prozent an dem Unternehmen übernommen. Vor knapp einem Monat erwarb das chinesische Unternehmen Tecncent dann 81 Prozent von Supercell für 8,6 Milliarden Dollar. Softbank gab im Zuge der Transaktion alle seine Anteile ab und erhielt dafür 7,3 Milliarden Dollar – machte also innerhalb von drei Jahren einen Gewinn von 5,8 Milliarden. Der wird nun offenbar in Hoffnung auf eine ähnliche lukrative Wertentwicklung in ARM gesteckt.

“Wir bewundern ARM schon lange als ein weltbekanntes und sehr respektiertes Technologieunternehmen, das in seinem Bereich mit Abstand Marktführer ist”, erklärt Masayoshi Son, Chairman und CEO von Softbank. “ARM ist eine ideale strategische Ergänzung innerhalb der Softbank-Gruppe, um die wichtigen Möglichkeiten, die sich aus dem Internet der Dinge ergeben, zu nutzen.”

Im vergangenen Jahr wurden von allen Lizenznehmern rund 15 Milliarden Prozessoren auf Basis von ARM-Designs hergestellt. Im Jahr zuvor waren es noch rund 12 Milliarden. Allerdings sind die Einnahmen aufgrund des auf Lizenzierung beschränkten Geschäftsmodells dennoch überschaubar: Sie lagen bei knapp unter 1,2 Milliarden Euro. Der von Softbank gezahlte Kaufpreis entspricht Berechnungen der Financial Times zufolge dem 70-fachen der Nettoeinnahmen des vergangenen Jahres. Offenbar glaubt Softbank also nicht nur an ein weiteres, stetiges Wachstum von ARM-basierenden Chips im Bereich der Mobilgeräte, sondern sieht auch gute Chancen, dass die bisher sehr begrenzten Versuche, das Modell auf andere Bereiche zu übertragen, etwa Netzwerkprodukte und Server, in Zukunft wesentlich erfolgreicher sein könnten.

[mit Material von Stefan Beiersmann, ZDNet.de und Peter Marwan, silicon.de]

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