Digitales Denken tut not

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Team-Arbeit / Jobs (Bild: Shutterstock)

Hier der Gastbeitrag von Andre Braun, Start-up Gründer und CEO von PlutusMedia:  Krisen sind Risiko und Chance zugleich – ganz gleich ob es die Wirtschaft oder die gesamte Gesellschaft betrifft. Gerade Corona zeigt uns diesen Umstand auf empfindliche Weise auf. Dennoch dürfen wir in diesen Zeiten nicht den Kopf in den Sand stecken, denn wir brauchen Veränderungen. Besonders in Hinblick auf die Digitalisierung sehen wir uns mehr denn je gezwungen aktiv zu agieren, um nicht den Anschluss im Wettbewerb zu verpassen.

slo-mo Digitalisierung

Wir können aktuell ganz deutlich erkennen, wie wichtig ein schnelles und leistungsfähiges Internet für uns ist. Der Glasfaserausbau wird zwar mit Milliarden gefördert, aber dennoch stockt die flächendeckende Erschließung – besonders in den ländlichen Regionen ist dieses Problem deutlich spürbar. Sollten aber weiterhin die digitalen Entwicklungen nur langsam vorangehen, dann können auch Arbeitnehmer im Home-Office nicht effektiv arbeiten, Schüler im Home-Schooling können nicht entsprechend unterrichtet werden und Firmen können nicht wettbewerbsfähig agieren.

Und dennoch gibt es diese starken Diskrepanzen zwischen Stadt und Land bei der Verfügbarkeit von schnellem Internet. Digitalisierung darf nicht zu einem Privileg verkommen, da ausschließlich den gut versorgten Ballungsräumen vorbehalten ist, während ländliche Regionen wenig bis kaum auf das leistungsfähige Netzwerk zugreifen können. Damit erzeugen wir tiefe Kluften, die früher als später zu einem langfristigen Problem werden.

Unter diesem Aspekt darf auch nicht vernachlässigt werden, dass die technische Entwicklung nicht stehen bleibt und warten wird, bis wir aufgeholt haben, sondern sie wird sich immer schneller weiterentwickeln. Wenn wir diesen Punkt übersehen, verpassen wir den Anschluss, gerade in Hinblick auf Wettbewerber – wie GAFA (Google, Amazon, Facebook, Apple), Tesla oder Alibaba.

Digital will gelernt sein

Viele behaupten zwar digital zu sein, doch bei genauerem Hinsehen erkennen wir, dass in diesem Bereich noch großer Nachholbedarf besteht und das (oder gerade) auch bei großen Unternehmen. Hier werden Aussagen laut wie: „sehen wir mal, was die anderen machen“. Zwar ist in den letzten Jahren der Anteil an Home-Office Tätigkeiten gestiegen – 2014 waren es 22 Prozent und 2018 knapp 39 Prozent, während Corona natürlich deutlich mehr – aber wir sehen uns häufig immer noch mit einem reaktiven statt aktiven Verhalten konfrontiert. In vielen Unternehmen besteht nicht die digitale und technische Infrastruktur, die flexibles und ungebundenes Arbeiten ermöglichen würde oder es ist einfach nicht gewünscht. Und dazu kommt, dass noch immer viele eine digitale Kultur nicht in ihren Köpfen und Strukturen verankert haben.

Dabei müssen wir uns eingestehen, dass wir in manchen Bereichen auch einfach zu wenig offen und flexibel sind – beispielsweise beim Thema innovative Infrastrukturen Förderung, die den Ausbau erheblich beschleunigen könnte. Ein Beispiel ist das Micro-Trenching Verfahren: Dabei werden schmale Rillen in den Straßenrand gefräst, in denen die Leitungen versenkt werden können. Auch oderirdische Leitungen wären eine Alternative, die schneller und kosteneffizienter wäre – wir aber bleiben beim Standardprozedere. „Straße aufreißen, Leitungen metertief vergraben und wieder zu.“ Scheint wenig bis gar nicht innovativ. Wir denken oftmals noch zu sehr in alten Denkmustern – Überbürokratisierung ist dabei auch wenig hilfreich.

DigitalHuman

Digitales Denken muss sich auch zunehmend an den Ansprüchen einer neuen Generation orientieren – denen der Generation Z. Dabei sprechen wir nicht davon, dass einfach alle alten Strukturen über Bord geworfen werden. Dennoch muss konstatiert und akzeptiert werden, dass selbst traditionelle Berufe wie Schreiner oder Fahrschulen immer digitaler werden (müssen).

Im Zuge der digitalen Transformation dürfen wir aber einen, wenn nicht den entscheidenden Faktor vernachlässigen – nämlich uns selbst. Digitalisierung ist immer das, was wir Menschen aus ihr machen. Wir können darüber entscheiden, wie unsere digitale Zukunft aussehen wird. In Bereichen, wie dem Ausbau der Infrastruktur, müssen wir aber schneller und innovativer werden. Ohne diesen Grundstein können Ideen immer weiter präsentiert und skizziert werden, aber wirklichen Fortschritt erleben wir dadurch nicht.

Wir brauchen den Mut für neue Alternativen und das nicht nachdem es andere bereits umgesetzt haben. Wir müssen lernen, aus unseren Erfahrungen zu lernen. Dazu müssen wir nicht vollständig alles umwälzen, vielleicht sollten wir uns in bestimmten Bereichen sogar verstärkt auf alte Werte konzentrieren – beispielsweise in unserer Art der Kommunikation. Digitale Ethik wird an dieser Stelle ein zentraler Faktor sein – dabei gilt es Strukturen zu schaffen, die uns nicht weiter voneinander entfernen, sondern uns als Menschen in Verbindung mit dem Digitalen näher zusammenbringen. Die digitale und reale Welt sind keine zwei Philosophien zwischen denen wir wählen müssen, sie sind wechselseitige Kräfte und bieten uns einen entsprechenden Mehrwert, wenn wir es zulassen.

Somit fördern wir auch die Nachhaltigkeit unserer Handlungen – wenn wir uns künftig mehr in einem Prozess der fortwährenden Evolution und Synergie von Mensch und Digitalisierung sehen und diese auf ethischen Grundsätzen aufbauen, dann wird es auch möglich sein, eine nachhaltige Struktur zu schaffen, die unser Leben einfacher und nachhaltiger macht.