Quo vadis, Intel?

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Channel Insider: Intel hat Geburtstag, das Unternehmen wird 40. Da haben andere ihre Midlife-Crisis, doch der Chip-Hersteller Nr. 1 präsentiert sich mit ungebrochenem Selbstbewusstsein. Darauf die – jedenfalls in der IT – unmögliche Frage: Was bringen die nächsten 40 Jahre?

Engelhardt: Natürlich weiteres Wachstum. Aber um das Motto unserer Veranstaltung hier in München aufzugreifen: „IT starts with a chip“, das ist die einfache Wahrheit und damit stehen wir im Zentrum aller Entwicklungen. Wir treffen heute rund 250 Fachhändler, die unsere Produkte integrieren, aber auch Weiterverkäufer und natürlich Endkunden. Intel unterstützt seine Partner dabei, sich als qualifizierte Spezialisten darstellen und sich so vor allem vom Retail unterscheiden zu können. Unter anderem, aber bei weitem nicht nur, zweimal im Jahr auf einer Veranstaltung wie dieser hier.

Channel Insider: Als Hersteller werden Sie ja davon getrieben, dass Sie bei Ihren Prozessoren immer weiter an der Performance-Schraube drehen müssen, um Ihren Platz als Technologie- und Marktführer zu behaupten. Aber draußen gibt es erste Zweifel, ob damit noch in jedem Fall die Bedürfnisse des Marktes getroffen werden. Vielen Anwendern, gerade in der Wirtschaft, reicht längst ein – gerne auch etwas älterer – Durchschnitts-PC. Widersprechen Sie!

Engelhardt: Schon beim 486 hieß es damals, mehr Leistung braucht kein Mensch. Aber die Entwicklung geht weiter und mittlerweile segmentieren wir natürlich auch: Statt eines Systems, das alles können soll, entwickeln wir nun Hardware für Gamer, aber auch für Anwender, die „nur“ ins Internet wollen. Gerade das moderne Web stellt steigende Anforderungen, etwa durch die vielen multimedialen Dinge, die sich dort mittlerweile abspielen: Fotos, Videos, Musik und die Austauschplattformen hierfür. Und im Business-Bereich haben wir das Thema Sicherheit ganz groß im Vordergrund. Aber auch Sicherheit braucht Leistung.

Channel Insider: Mit dem Atom-Prozessor bedient Intel ja auch das neue Segment des Low-end-Rechners, in Form der sogenannten Netbooks. Deren Erfolg beruht nicht unwesentlich auf dem Preis. Ist der Notebook-Markt nicht schon schwierig genug?

Engelhardt: Das sehen wir eher komplementär. Mit dieser Produktgattung erschließen wir uns einen großen zusätzlichen Markt: Menschen in armen Ländern, die sich niemals ein Notebook leisten könnten, aber auch Käufer hierzulande, die bisher nicht soviel Geld hierfür auszugeben bereit waren, bilden ein sehr großes Absatzpotenzial. Andererseits können die kleinen Geräte vieles nicht so gut oder eigentlich gar nicht, zum Beispiel Bildbearbeitung. Ich glaube auch, dass Geräte wie der eeePC nicht selten als Zweit- oder Drittgerät neben Notebook und PC angeschafft werden. Für den Handel bedeuten eeePc und Co eine Chance zusätzliche Kundschaft anzuziehen.

Channel Insider: Alle reden von „Green IT“. Wie redet Intel mit?

Engelhardt: Es stand mal im „Economist“, dass die gesamte IT nur zwei Prozent des weltweiten Stromverbrauchs ausmacht. Aber im Ernst: Auch ich habe Kinder. Und Intel tut einiges: In den USA beziehen wir unseren Strom zu einem Großteil von Anbietern alternativer Energien. Der Stromverbrauch unserer Prozessoren sinkt ständig und zwar gewaltig. Der Atom-Prozessor zum Beispiel verbraucht nur noch 2 Watt. Zudem übertragen wir Stromspartechniken aus dem Notebook-Bereich auf unsere Plattformen für PCs und Server. Wir beteiligen uns an der Entwicklung von SSD-Speichern, DDR3 und USB 3, Techniken die ebenfalls für mehr Effizienz und damit weniger Energieverbrauch in den Rechnersystemen stehen. 50 Prozent der Energie schluckt allerdings das Netzteil. Auch hier sind wir an einer Allianz beteiligt.

Channel Insider: Im Unternehmensbereich wird das Thema „Grün“ oft auf den Energieverbrauch reduziert, natürlich gerade jetzt ein starkes Kostenargument. Das ist aber doch nicht alles?

Engelhardt: Mit unserer 45-Nanometer-Technologie bieten wir komplett blei- und halogenfreie Prozessoren an, ebenso bei 60 Nanometer. Die Reduzierung der Chip-Größen ist im übrigen auch ressourcenschonend, allein schon weil jetzt mehr Chips auf einen Wafer passen.

Channel Insider: Der Consumer-Markt ist bei weitem noch nicht so grün?

Engelhardt: Jeder Käufer eines neuen PC spart automatisch schon Energie. Allerdings denken viele eher über ihre Waschmaschine nach als über die versammelten IT-Geräte. Beim Notebook entstehen Energie-Einsparungen als Nebenprodukt der gewünschten längeren Akku-Laufzeiten.

Channel Insider: Was bietet Intel Neues für den Channel?

Engelhardt: Da sind wir eher evolutionär als revolutionär: Wir haben ja 2006 unsere Channel-Programme komplett renoviert, Ende letzten Jahres kam das Flex-Plus-Programm hinzu, ein Bonus-Programm für die autorisierte Distribution mit Punktesammelmöglichkeit. Wir investieren viel Geld in Trainings für unsere Partner sowie in den Sales-Bereich. Allerdings fahren wir nicht mehr vor Ort zu den Händlern, sondern haben eine kostenlose Telefon-Nummer, unter der dedizierte Ansprechpartner für individuelle Anfragen zur Verfügung stehen. Auf diese Weise erreichen wir mehr für beide Seiten. Unser neues Rücksendelager in Deutschland garantiert Lieferungen innerhalb von 48 Stunden.

Channel Insider: Und ganz aktuell?

Engelhardt: Aktuell gibt es eine Gewinnspielaktion mit unserem neuen Werbeständer für Ladengeschäfte. Wer ein Foto davon macht und einsendet, kann noch bis Ende Juli ein MacBook Air gewinnen.

Channel Insider: Wir danken für das Gespräch.