EMEA Channel trotzt der Krise

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Auf dem fünften Canalys Channels Forum 2012 stellten die Canalys Marktforscher ihre Einschätzung des Marktes vor. Steve Brazier, CEO von Canalys, erklärte, der Umsatz des Channels in EMEA sei im ersten Halbjahr 2012 trotz der schwierigsten Situation seit drei Jahren über den Erwartungen geblieben. Die Channel Partner können ein Wachstum von plus zehn Prozent in EMEA vorweisen, was vor allem daran liegt, dass zahlreiche Reseller ihr Geschäftsmodell in Richtung Software und Services weiterentwickelt haben.

Schwieriger ist die Situation bei den Distributoren. Dort gab es kein Wachstum und Konsolidierung ist angesagt, was in Braziers Augen Sinn macht. Im Gegenzug macht der Aufstieg Apples es den Distributoren schwerer. Die gesamte IT-Branche in EMEA ist um sechs Prozent gewachsen, wobei Apple allein für die Hälfte des Wachstums verantwortlich zeichnet.

Generell ist Mobility der Treiber für den Wandel. Smartphones haben um 46 Prozent, Tabs um 120 Prozent, PCs dagegen nur um drei Prozent zugelegt. Pads werden die Desktops im zweiten Quartal 2013 überholen, prophezeien die Marktforscher. Der Trend zu Consumerization ist eine Chance für den Handel, der App Umsatz  betrug 2012 18 Milliarden Dollar. Auch die Ausgaben für mobile Sicherheit wachsen stark. Apps ersetzen Leute, vor allem in bei Restaurants und Krankenhäusern. Reseller sollten App-Entwickler rekrutieren, um an dieser Entwicklung zu partizipieren, empfiehlt Brazier. Der WLAN Markten wächst in verschiedenen Branchen unterschiedlich, vor allem der Education-Bereich wächst stark (plus 25 Prozent).

Für die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung in Europa für 2013 sieht Canalys 70 Prozent Wahrscheinlichkeit, dass die derzeitige leichte Rezession anhält. Die Microsoft Dominanz schwindet: „Windows 8 ist großartig für Touch und wird in den nächsten zwölf Monaten von Verbrauchern nachgefragt“, erklärt Brazier. Aber Microsoft hat die OEMs und den Channel mit der Ankündigung von Surface verärgert.

In Sachen Cloud ist Brazier skeptisch: „Wir haben vor dem Cloud Hype gewarnt, es macht nur in einigen Bereichen Sinn und ist teuer.“ Die Amazon Web Services etwa würden von Startups genutzt, sie verdienen kein Geld. Salesforce ist ebenfalls nicht profitabel. Virtualisierte Rechenzentren sind sinnvoller. Microsoft hat bereits reagiert und in der neuen Version von Office 365 ein Download Recht eingeräumt, um offline zu arbeiten. Microsoft hat erkannt, dass man sich nicht aufs Netzwerk verlassen kann und will jetzt den Channel stärker einbeziehen.

Der Markt für Rechenzentren explodiert, die Betreiber wachsen um 30 Prozent. Das ist aber kein Cloud Geschäft, sondern wird durch soziale Netzwerke und TV Streams bedingt. Kolokation treibt 80 Prozent des Wachstums, es gibt große Unterschiede beim Gewinn. Ein Rechenzentrum zu betreiben ist ähnlich wie das Geschäftsmodell der Distributoren mit nur geringen Margen.Die Sicherheits-Herausforderung wächst. Zahlreiche Cloud-Anwendungen sind unsicher. Dropbox hatte keinen Passwortschutz, bei anderen Apps ist es ähnlich und auch die iCloud wurde gehackt. Sandboxing ist gefragt, und Anwender sollten die strikte Trennung zwischen privaten und beruflichen Apps vollziehen. RIM Blackberry 10 ist hier vorbildlich. Aber leider ist die Naivität groß, Security Apps werden nicht heruntergeladen und genutzt. Unternehmen sollen daher Audits durchführen, um die Zahl der Apps festzustellen. Hier sieht Brazier eine große Geschäftsmöglichkeit für Systemhäuser.

Auch im Netzwerk-Bereich vollziehen sich entscheidende Änderungen. Bei WLAN in der nächsten 18 Monaten der neue Standard 802.11 AC eingeführt. WLAN wird dadurch das primäre Netzwerk in unternehmen. Systemhäuser müssen diese neuen Netzwerke aufbauen, auch hier gibt es eine große Geschäftsmöglichkeit, denn WLAN wird überall benötigt. Chancen gibt es auch bei Storage, denn Big Data sind zwar Hype, aber die Nachfrage sehr real. Das Thema muss erklärt werden und das Speichervolumen explodiert. Der Handel kann so viel Storage verkaufen.