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HPE-Software-Sparte geht nun vermutlich in Micro Focus auf

Hewlett Packard Enterprise erwägt, ein neues Angebot für die Zukunft seines Software-Bereichs anzunehmen. Die jetzige Offerte von Micro Focus ließe HPE die Möglichkeit, die Teile seines Software-Business zu behalten, die dessen Kerngeschäft rund um Server und Netzwerke betreffen und vor allem das Cloud-Softwaregeschäft der einst von HP gekauften britischen Autonomy wieder zurück in europäischen Gewahrsam zu geben.

Nun also doch keine Übernahme durch Thomas Bravo wie schon angedacht? Micro Focus würde mit seiner geplanten „Fusion“ im Wert von 8,8 Milliarden Dollar die HPE-Software-Sparte erst einmal am Leben halten – und auch einige Arbeitsplätze von HPE-Aufsichtsräten sichern.

Das neu entstehende große Gemeinschaftsunternehmen würde – zumindest beabsichtigt dies das die Führungsriege von Micro Focus – zu einem der wichtigsten Anbieter von Enterprise Software werden (das Lösungs-Portfolio umfasst neben den HPE/Autonomy-Produkten auch Attachmate, Borland, Micro Focus, NetIQ, Novell und SUSE).

Der Anbieter Micro Focus, der einst mit der Programmiersprache Cobol und dem Großrechnergeschäft groß wurde, bevor er PC-Traditionsmarken wie Borland schluckte, ist schon siegessicher und verlautbart in einer Mitteilung: „Micro Focus beabsichtigt eine Fusion mit der Software-Sparte von Hewlett Packard Enterprise (HPE). Die Transaktion hat ein  Volumen von rund 8,8 Milliarden US-Dollar und wird voraussichtlich im dritten Quartal 2017 abgeschlossen. Die geplante Fusion vereint zwei etablierte Enterprise-Software-Anbieter mit einander ergänzenden Portfolios.“

Mit einem Umsatz von etwa 4,5 Milliarden Dollar entstünde somit eines der weltweit größten reinen Infrastruktur-Software-Unternehmen. Mit weltweit rund 4000 Vertriebsmitarbeitern will man diesen Jahresumsatz halten oder überbieten.

Die geplante Fusion unterliegt allerdings den üblichen Vollzugsvoraussetzungen, einschließlich der kartellrechtlichen Genehmigungen und der Zustimmung der Aktionäre, und würde dann voraussichtlich im dritten Quartal 2017 abgeschlossen werden. Micro Focus und HPE planen im Rahmen der Transaktion außerdem eine Partnerschaft einzugehen, mit der SUSE zum bevorzugten Linux-Partner von HPE wird.

„Die heutige Ankündigung ist ein weiterer wichtiger Meilenstein für Micro Focus und folgt unserer langfristigen Unternehmensstrategie, der profilstärkste globale Anbieter von Infrastruktur-Software zu werden. Die geplante Fusion mit HPE Software steht auch im Einklang mit unseren jüngsten Akquisitionen von Serena Software und Attachmate Group“, kommentiert Kevin Loosemore, Executive Chairman von Micro Focus. „Die Kombination von Micro Focus mit HPE Software bietet Kunden mehr Auswahl, wenn es darum geht, den Wert vorhandener IT-Assets zu maximieren, da sie ihre Geschäftslogik und Daten zusammen mit neuen Technologien nutzen können. So lassen sich Innovationen mit geringstmöglichem Risiko vorantreiben.“

Parallel dazu wollten Micro Focus und HPE eine kommerzielle Partnerschaft eingehen, mit der SUSE zum bevorzugten Linux-Partner von HPE wird. Darüber hinaus soll das OpenStack-Know-how von SUSE für gemeinsame Lösungen rund um Helion OpenStack- und Stackato PaaS-Lösungen (Platform-as-a-Service) von HPE genutzt werden. SUSE und HPE weollen gemeinsam die Details der Partnerschaft ausarbeiten.

„SUSE und HPE blicken auf eine langjährige erfolgreiche strategische Partnerschaft zurück“, sagt Nils Brauckmann, CEO von SUSE. „Wir freuen uns darauf, die erweiterten Möglichkeiten einer kommerziellen Partnerschaft auszuloten, die sich auf Bereiche wie Cloud-Computing, Software-Defined Networking und Anwendungsplattformen konzentriert. Die Kombination des Open-Source-Know-hows und der OpenStack-Kapazitäten von SUSE mit den HPE-Angeboten Helion und Stackato versetzt uns in die Lage, unseren gemeinsamen Kunden Best-in-Class Enterprise-Lösungen bereitzustellen.“

Nach dieser offiziellen Variante gibt es allerdings auch noch die britische Sicht der Dinge, die Channel Register in böse Worte fasst: „HPE stopft die ungewollte Software in die britischen Hälse“ – und würde dafür auch noch Geld haben wollen.

Das „Spin Merge Agreement“ sieht demnach vor, dass Micro Focus dann HPE 2,5 Milliarden als Bar-Vorauszahlung überlässt. Die verbleibenden 6.3 Milliarden kommen von einem 50,1 Prozent-Anteil an dem neuen großen Software-Brocken.

Das Ergebnis des Mergers wird dann Micro Focus heißen als handle es sich um einen einfachen Kauf, aber die kompliziertere Form des Auslagerns und Gründens einer neuen Gemeinschaftsfirma gibt HPE zudem das Recht, noch seine eigenen Manager in den Aufsichtsrat zu platzieren.

Wie sich diese Variante letztlich auf die Channel-Partner auswirken würde, steht noch in den Sternen – wenn dieser Deal denn nun tatsächlich so stattfinden wird.

Manfred Kohlen

Manfred schreibt seit 30 Jahren über Computerthemen aus verschiedenen Blickwinkeln. Das wird aber nie langweilig, denn die Branche entwickelt sich so rasant, dass es immer etwas Neues zu lernen gibt.

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