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ABBYY setzt auf Content Intelligence

Herr Pichler, können Sie die strategische Rolle von Content Intelligence für RPA beschreiben?

Roboter oder RPA-Bots werden eingesetzt, um repetitive Prozesse zu automatisieren. Diese Roboter sind sehr gut darin, strukturierte Daten, die beispielsweise aus einer Datenbank oder einer Excel-Tabelle kommen, zu verarbeiten. Viele Prozesse beinhalten jedoch die Verarbeitung unstrukturierter Informationen, so zum Beispiel bei der Extraktion von Daten aus unterschiedlichsten Dokumenten, wie es unter anderem bei Onboarding-Prozessen der Fall ist. Bei den dafür benötigten Dokumenten – ob ID-Dokumente, Stromrechnungen oder Gehaltsabrechnungen – weiß der Roboter nicht automatisch, wo die relevanten Informationen zu finden sind. Und hier kommt Content Intelligence ins Spiel: Der Roboter wird dabei mit den entsprechenden technologischen Fähigkeiten ausgestattet, die es ihm ermöglichen zu lernen, aus einer Vielzahl von Dokumentformaten die notwendigen Informationen zu extrahieren und sie zu klassifizieren.

Sie haben zuletzt im Oktober 2019 den Content IQ Summit in Nashville veranstaltet. Wie viele Teilnehmer waren dort? Was waren die Highlights und das Feedback von Partnern und Kunden?

Der Content IQ Summit 2019 in Nashville war für uns ein sehr erfolgreiches Event mit rund 400 Teilnehmern, bestehend aus Partnern, die unsere Software vertreiben, aber auch aus Endkunden, die unsere Software einsetzen. Events wie diese ermöglichen es uns einerseits, ABBYY zu positionieren, andererseits aber auch unseren Partnern, Kunden und Stakeholdern etwas Neues zu präsentieren. Bei dieser Veranstaltung haben wir erstmals ABBYY Timeline vorgestellt und das Konzept der Digital Intelligence präsentiert. Denn man benötigt nicht nur Content Intelligence, um aus unstrukturierten Daten strukturierte Informationen zugänglich zu machen. All diese Daten sind auch essentiell für verschiedenste Unternehmensprozesse. Mit dem neuen Timeline-Tool, der sogenannten Process Intelligence, gelingt es, Unternehmensinhalte und die Gesamtheit der Unternehmensprozesse zu verstehen, zu automatisieren und schließlich in Kombination mit Content Intelligence eine Digital Intelligence-Lösung aufzubauen. Diese ermöglicht es Unternehmen, ein vollständiges Verständnis dafür zu entwickeln, wie es operiert, und intelligente Geschäftsentscheidungen zu treffen.

Was unsere Partner sehr schätzen, ist unser Bestreben, nicht nur neue Partner zu gewinnen, sondern auch bestehende Partnerschaften auf- und auszubauen. Partner sehen in ABBYY ein innovatives Unternehmen, mit dem sie über innovative Technologien und Produkte, die wir unserem Portfolio hinzufügen, gleichzeitig mehrere Anwendungsbereiche ihrer Kunden abdecken können. Das ist für Partner gut, denn so haben sie nicht nur eine einzelne, isolierte Lösung, sondern können gleich mehrere Lösungen von ABBYY beziehen und zu einer Plattform kombinieren.

Endkunden waren sehr positiv überrascht zu sehen, wie stark ABBYY im Lösungsgeschäft vertreten ist. In der Vergangenheit wurden wir hauptsächlich als OCR-Technologieanbieter gesehen und Endkunden realisieren zunehmend, dass wir uns im Umfeld von RPA und Digitaler Transformation hin zum Experten im Bereich Digital Intelligence bewegen.

Wie sieht Ihre Vertriebsstrategie für Content Intelligence aus, besonders in DACH?

Neben Partnern arbeiten wir auch direkt mit Endkunden, das heißt, wir haben eine hybride Vertriebsstrategie: indirekt und direkt. Große Kunden, die ABBYY-Technologien und -Plattformen einsetzen, wünschen einen direkten Zugang zum Hersteller, um dann ihre Partner zu involvieren. In vereinzelten Fällen wollen sie aber auch direkt mit ABBYY zusammenarbeiten.

Was man für die DACH-Region speziell sagen kann, ist, dass man vor allem in Deutschland noch konservativer ist und gerne abwartet, wo und was genau man automatisieren kann. In anderen Regionen, beispielsweise UK und USA, werden neue Technologien deutlich schneller akzeptiert und rund um das Thema RPA wurden dort bereits früher mehr Projekte implementiert. Bei Automatisierung geht es heute nicht mehr in erster Linie darum, Kosten zu sparen. Dass Kosten gespart werden, schwingt natürlich immer mit, denn Roboter arbeiten 24 Stunden – auch am Wochenende. Es geht aber hauptsächlich darum, einen besseren Customer Service anzubieten, schneller auf Kundenanfragen reagieren zu können, Risiken zu minimieren und letztlich ist der Time-to-Revenue das große Ziel.

Welche Rolle spielt der Channel? Wollen Sie noch zusätzliche Systemhäuser erreichen, sowohl für Content Intelligence als auch für Ihre anderen Produkte?

Für uns sind strategische Partnerschaften und der Channel der Bereich, mit dem wir im letzten Jahr in Europa sehr stark gewachsen sind. Daher ist und bleibt der Channel ganz klar ein Fokus: ABBYY ist und bleibt ein partnerfokussiertes Unternehmen. Das gilt für alle Regionen, die wir bedienen. Wir haben in den letzten beiden Jahren sehr stark darin investiert, neue Partner zu gewinnen und das hat sich ausgezahlt. Über die neuen Tools für RPA, ebenso aber auch durch Process Intelligence, haben sich ganz neue Player auf dem Markt etabliert, die RPA-Automatisierungslösungen verkaufen. Diese haben relativ schnell realisiert, dass man Content Intelligence-Lösungen anbieten muss. Neben den hinzugewonnenen RPA-Partnern, möchten aber auch große Consulting-Häuser und Systemintegratoren mit uns arbeiten, weil wir uns inzwischen laut der Everest Group als Leader im Intelligent Document Processing Markt positioniert haben.

Insbesondere bei den großen Systemintegratoren wollen wir in diesem Jahr noch stärker mit unserem Angebot an Digital Intelligence Fuß fassen, um im Folgejahr eine gefestigte Partnerschaft zu etablieren, die sich letztendlich im Umsatz wiederspiegelt.

Wollen Sie die Unterstützung für Ihre Systemhäuser noch ausbauen?

Definitiv. Unser Engagement für unsere Partner und vor allem Systemhäuser ist oberste Priorität auf unserer Agenda für 2020. Mit unserem neuen Portfolio als Digital Intelligence Anbieter geben wir Systemhäusern genau das richtige Know-How an die Hand und unterstützen natürlich mit entsprechenden Trainings und Professional Services, um dem Endkunden die beste intelligente Lösungs-Plattform bereitzustellen.

Jakob

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