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PC Fritz: Cagac zu mehrjähriger Haftstrafe verurteilt

Das Landgericht Halle hat vorgestern mit Firat Cagac einen Hintermann des 2013 und 2014 durch außergewöhnlich günstige Preise und spektakuläre Partys in die Schlagzeilen geratenen Software-Händlers PC Fritz wegen Betrug zu einer Haftstrafe von sechs Jahren und drei Monaten verurteilt. Darin ist eine bereits im März verhängte Strafe wegen Steuerhinterziehung zu vier Jahren und neun Monaten Haft enthalten.

Der ehemalige Geschäftsführer Maik Mahlow blieb auch im Prozess bei seiner bereits vor einem Jahr gegenüber den Medien erzählten Geschichte: Er sei er nur als Strohmann vorgeschoben worden und fürchte sich nun vor den wahren Hintermännern. Er wurde inzwischen in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen, ein Ermittlungsverfahren gegen ihn läuft aber parallel.

PC Fritz trat 2012, verstärkt aber 2013 zunächst durch besonders günstige Preise für Software – meist Produkte von Microsoft – ins Licht der Öffentlichkeit. Nachdem der Händler immer mehr Aufmerksamkeit erfuhr, kurbelte er eine viel beachtete Marketingkampagne an. Deren Konzept war ebenso einfach wie effektiv: Als “Avatar”-ähnliche Wesen verkleidete junge Damen mit knappen Bikinis und viel Bodypainting traten zusammen mit irgendwie prominenten Persönlichkeiten bei zahlreichen Veranstaltungen auf. Damit – so hieß es – wolle der angeblich krebskranke Geschäftsführer noch einmal so richtig auf die Pauke hauen. Nebenbei ging die Software weg wie warme Semmeln.

Dabei handelte es sich vermutlich zunächst um Ware aus dem Graumarkt, von OEMs und aus ausländischen Quellen. Das ist nicht wirklich illegal, aber zumindest nicht gern gesehen. Nachdem Microsoft diese Quellen offenbar ausgetrocknet hatte, die PC-Fritz-Leute aber noch keine Lust hatten aufzuhören, machten sie schließlich den verhängnisvollen Fehler, unbestreitbare Raubkopien in großem Stil anfertigen zu lassen.

Microsoft konnte dann in Zusammenarbeit mit Zoll und Staatsanwaltschaft nachweisen, dass PC Fritz nicht nur gefälschte Datenträger Windows 7, sondern auch unechte Echtheitszertifikate verkauft hatte. Denn nach einer ersten Hausdurchsuchung im September 2013 bot PC Fritz lediglich noch Product Keys zusammen mit Download-Links an. Außerdem ging das Unternehmen selbst rechtlich gegen Microsoft vor.

Im April 2014 war dann die PC-Fritz-Party jedoch endgültig zu Ende: Damals wurden zunächst vier Hintermänner des Online-Shops verhaftet und angeklagt. Nachdem der als Geschäftsführer fungierende ein Geständnis abgelegt und seine Mitstreiter beziehungsweise Hintermänner schwer beschuldigt hatte, nahm die Justiz ihre jetzt zumindest zum Teil abgeschlossene Arbeit auf. Laut Microsoft wurden im Zuge des Verfahrens nicht nur “hunderttausende” gefälschter Windows-Datenträger sichergestellt, sondern konnte auch die Produktion von etwa zwei Millionen weiteren Datenträgern in Italien verhindert werden.

(Mit Material von Peter Marwan, Chefredakteur von ITespresso.de)

Dr. Jakob Jung

15 Jahre Erfahrung in der Channel Berichterstattung. Seit Oktober 2010 tätig für ChannelBiz. Vorherige Stationen CRN, Informationweek und Heise Resale sowie ZDNet (USA).

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