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E-Postbrief, und jetzt…?

Mit der Akzeptanz des Konsumenten steht und fällt das Projekt E-Postbrief

In Zeiten schwächelnden Briefgeschäfts ist der E-Postbrief mit Sicherheit ein strategisch wichtiges Projekt für die DPAG. Neu erfunden hat die Post dabei nicht wirklich etwas. Länder wie Finnland, die Schweiz oder Dänemark haben ähnliche Verfahren bereits seit Jahren erfolgreich implementiert. Und die Erfahrung aus diesen Märkten zeigt, dass der E-Postbrief für sich genommen kaum eine Revolution darstellt. Vielmehr wird wichtig sein, wie sich der Markt entwickelt und was für zusätzliche Services und Angebote sich um den »neuen« Brief entwickeln.

Bei der gegenwärtigen Entwicklung im Postmarkt kann es für viele Anbieter nur darum gehen, den Zug in Richtung »e«-Geschäft nicht ganz zu verpassen und sich gegen Anbieter zu positionieren, die im elektronischen Bereich bereits einen Vorsprung haben. Die DPAG steht damit im Gegensatz zu anderen Lösungen in Finnland und Estland beispielsweise, ganz am Anfang einer Lernkurve. NetPosti in Finnland und Arved in Estland bieten bereits seit Jahren praktikable Lösungen für elektronische Briefe an. Ein wesentlicher Unterschied zwischen dem E-Postbrief der DPAG und NetPosti oder Arved ist, dass Ersterer lediglich die Weiterleitung beziehungsweise das Ausdrucken einer E-Mail beinhaltet, während die anderen Zusatzdienste wie Archivierungs- und Finanzservices anbieten. Sie stellen also eine umfassende Problemlösung dar. Mit dem Wissen aus anderen Ländern kann das langfristige Ziel der DPAG nur sein, den Platz des wesentlichen elektronischen Postkastens des Kunden zu besetzen.

Die DPAG wird ihr Angebot in Deutschland nur über ein Strohfeuer hinaus halten können, wenn sie mit dem E-Postbrief eine offene Plattform schafft, die weitere angeschlossene Services zulässt. Bietet man dem Endkunden also einen elektronischen Briefkasten an, ist idealerweise ein entsprechendes Archivierungstool integraler Bestandteil. Gibt es dies nicht, werden die Dokumente im Zweifel doch wieder auf Papier gebannt und es ist nichts gewonnen. Zumal sich nun zeigen muss, ob der Verbraucher bereit ist, den Preis der Post von 55 Cent plus 10 Cent pro ausgedruckter Seite, zu zahlen. Mit der Akzeptanz des Konsumenten steht und fällt das Projekt E-Postbrief.

Jedenfalls ist eine Lösung wie der E-Postbrief im deutschen Markt längst überfällig, wie ein Blick nach Finnland zeigt: In dem Internet-Portal NetPosti von Itella laufen sämtliche Rechnungen und Dokumente von Behörden und Unternehmen wie Versicherungen, Banken und Telekommunikationsanbietern ein. Nutzer verwalten diese zentral. Mehr als 4.000 Unternehmen und Institutionen verschicken Daten an NetPosti: Konzerne übermitteln Gehaltsmitteilungen, Versicherungen informieren über Rentenbeitragshöhe, Kreditkartenfirmen verschicken Umsatzbuchungen. Die Dokumente werden sieben Jahre lang kostenlos archiviert. Ein großer Vorteil ist die Geldüberweisung per Mausklick. Kunden erhalten mit jeder Rechnung einen Link, der sie zu ihrem Bankportal weiterleitet. Alle Daten sind bereits in ein Online-Überweisungsformular eingetragen, es fehlen nur noch Passwort und Tan. Ein umfassendes Servicepaket also – eben dies muss auch die Deutsche Post anbieten, will sie mit dem E-Postbrief langfristig mehr als nur abstraktes Interesse wecken.

rbeuth

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