Das Ende der IT-Abteilung kommt – und mit ihr der neue IT-Fachmann

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Es folgt die Einschätzung von Dr. Wieland Alge, General Manager EMEA von Barracuda Networks: Die drei C – Crime, Consolidation und Cloud – haben allgemein viel Zuspruch bekommen. Es sind Grundwerte, an denen sich IT-Profis bei der strategischen Planung orientieren können. Solange sie auf eine ausgewogene Balance der drei Elemente achten, sind sie auf dem richtigen Weg, ihre Systeme zu verbessern. Andernfalls drohen Probleme: Zu viel Cloud kann der Consolidation entgegen wirken, zu viel Angst vor Crime lähmt den Schritt in die Cloud. Auf dem Weg in die ungewisse Zukunft fungieren diese drei Leitlinien als Orientierungshilfe, sozusagen wie Leuchtfeuer im Nebel.

Aber immer öfter treffe ich IT-Profis, die trotzdem nicht voran kommen. Nach vielen Gesprächen habe ich deshalb beschlossen, dass es ein viertes C gibt, das die Zukunft der IT bestimmt: Change. Es ist so bedeutend, dass es ein eigenes Mantra verdient: ABC – Always Be Changing. Der Druck zur Veränderung kann aus zwei Richtungen kommen, von außen oder von innen. In beiden Fällen bleibt der IT-Abteilung keine Wahl: Sie wird sich wandeln müssen.

Jeder, der in der Security arbeitet, weiß, wie flexibel unser Geschäft ist. Es ist ein permanentes Katz- und Maus-Spiel mit Angreifern, deren Fronten sich ebenso schnell verändern wie die eingesetzten Mittel. Kein IT-Verantwortlicher kann sich diesem Druck entziehen. Er muss dabei aber eine besondere Herausforderung meistern: Die entsprechenden Schutz-Maßnahmen dürfen nicht dem Geschäft der Firma im Weg stehen, sei es, weil sie die Arbeit verlangsamen, sei es, weil sie zu viele Hürden für die Mitarbeiter einbauen.

Damit züchtet die Security nämlich unversehens eine Armee von Saboteuren heran: fleißige, ehrgeizige Mitarbeiter, die nichts anderes tun wollen, als ihre Arbeit gut zu machen. Wenn sie aber an IT-Hürden scheitern, dann setzen sie ihre ganze Energie daran, diese zu unterlaufen. Sie benutzen Smartphones, anonymisierte Proxys, um Firewalls zu täuschen, USB-Speicher, um Filter zu umgehen, und Filesharing Lösungen wie Dropbox, um nicht das gedrosselte E-Mail-System nutzen zu müssen. Wer die legitimen Interessen der User berücksichtigt, hat schon den ersten Schritt zum Change von innen getan.

Business Alignment war einst ein Buzzword, ein Hype, dem sich viele verschworen hatten, der aber für die praktische Umsetzung nicht eindeutig definiert war. Ging es dabei um organisatorische Veränderungen und wenn ja, um welche? Oder ist einfach nur mehr Offenheit für die Belange der Fachabteilungen gemeint? Mittlerweile zeigen sich die eigentlichen Paradigmen, an denen man Business Alignment festmachen kann. Sie kommen aus der Software-Entwicklung und orientieren sich an Modellen wie AGILE.

Der zentrale neue Ansatz ist die Integration der IT in die Fachabteilungen. Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass die IT als gleichberechtigte Abteilung wegfällt. Einige ihrer Aufgaben wird sie sogar an das Facility Management abgeben: Der Einkauf und die Installation von Bildschirmen ist nicht grundlegend anders als der von Bürostühlen oder Lampen. Die IT-Teams der Zukunft werden sich zwar weiterhin zu Schulungen und zur Projekt-Koordination treffen, aber den größten Teil ihrer Zeit werden ihre Mitglieder in Projektgruppen der Fachabteilungen verbringen. Sie müssen dort dafür sorgen, dass die IT von Beginn an berücksichtigt wird und im Gegenzug, dass das Projekt von Anfang an die bestmögliche Unterstützung durch die IT-Fachleute hat. Das betrifft in erster Linie die IT-Sicherheit. Sie kann nicht mehr nur ein Anhängsel neuer Projekte und Prozesse sein, sondern muss vom Start weg in das Design integriert werden.

Diese neue Rolle des IT-Fachmanns erfordert Fertigkeiten, die heute bei den Kollegen nicht weit verbreitet sind:

– Selbstkritik: Was heute richtig ist, kann morgen schon falsch sein. Entscheidungen, die einmal getroffen wurden, müssen hinterfragt und korrigiert werden, wenn sich die Ausgangssituation geändert hat. Change bedeutet, über den eigenen Schatten springen zu können. Diese Fähigkeit zur fortwährenden Skepsis sich selbst gegenüber ist nicht jedem gegeben. Ein guter IT-Mitar-beiter wird sie in Zukunft mitbringen müssen.

– Empathie: In einem Team muss man für den anderen mitdenken. Zu wissen, wo die Anforderungen, die Vorlieben und Barrieren der anderen liegen, ist entscheidend. Diese Empathie spart unglaublich viel Zeit und bewahrt davor, zeitraubende Irrwege einzuschlagen.

– Mut: Als IT-Fachmann unter IT-Laien muss ein Experte die Kraft haben, seine Meinung im Notfall auch gegen Widerstände durchzusetzen. Es nützt nichts, hinterher Recht gehabt zu haben. Gleichzeitig muss man aber auch wissen, wofür man den Fehdehandschuh hinwirft und wofür es sich nicht lohnt.

Von diesem Wandel hin zur Fachabteilungs- IT sind vor allem die Anbieter von IT-Outsourcing betroffen. Ihr Verkaufsargument “kümmert ihr euch um das Geschäft, wir kümmern uns um eure IT” funktioniert dann nämlich nicht mehr. Sie werden ihr Geschäftsmodell ändern und sich viel intensiver mit den Businessprozessen ihrer Kunden beschäftigen und verschränken müssen. Dazu ist Vertrauen auf beiden Seiten nötig, und noch mehr als bisher ist der enge Kontakt von Dienstleister und Kunde die Grundlage ihres Erfolgs. Viele gute Serviceanbieter genießen dieses Vertrauen bereits und deshalb steht für sie ein weiteres C nicht für ‘Crisis‘ sondern für ‘Chance‘.”

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